Im Jahre 1788 legt Joseph Müncker, Bäcker und Kaufmann aus Strümp, vor dem versammelten Uerdinger Magistrat den Bürgereid ab. Die damit verbundenen Bedingungen sind erfüllt: Er ist katholischen Glaubens, kann die geforderten drei Reichstaler Gebühren entrichten und die obligaten zwei ledernen Wassereimer für die Brandbekämpfung abliefern. Mit seinen 32 Jahren steht er in bestem Mannesalter und gedenkt in der Rheinstadt sein Glück zu machen. Im Folgejahr heiratet er Elisabeth Frantzen, Tochter des Meisters der Schmiedezunft, Ludwig Frantzen und findet sein Auskommen als Bäcker und Gastwirt im Hause Nr. 91.
Der Neubürger scheint nicht ganz unbemittelt, denn als die französischen Besatzer 1796 Kontributionszahlungen von den Stadtbewohnern einfordern, wird ihm ein Anteil von 150 Franc auferlegt. Joseph Müncker stirbt 1819. Zehn Jahre später gründet sein Sohn Theodor, jetzt 33 Jahre alt, sein „Umschlagsgeschäft“, welches er in der Folgezeit kontinuierlich zu einem großen Speditionsunternehmen ausbaut. Das Adressbuch des Jahres 1861 stand bereits diese Information:
Müncker, Theod., Speditionsgesch., Kohlen- und Colonialwarenhandlung,
Niederstr. (Haus) 99.
Das Geschäft nimmt schon bald nach der Gründung einen rasanten Verlauf, denn der Inhaber erkennt früh als neues Betätigungsfeld, die aus dem Ruhrgebiet per Schiff ankommende Kohle zu entladen und an Privathaushalte, Händler sowie die neu entstehenden Uerdinger Industriebetriebe zu verteilen. Dazu wird eine große Anzahl Pferdefuhrwerke bereitgehalten um kurzfristig und flächendeckend lieferfähig zu sein.
Die Personenschifffahrt auf dem Rhein, insbesondere die Ausflugsreisen, verzeichnet in dieser Zeit ebenfalls einen starken Aufschwung und veranlasst Theodor Müncker, die Agentur der Düsseldorfer Gesellschaft für die Personenschifffahrt zu übernehmen. Die Gesellschaft bedient mit ihren Schiffsreisen den Nieder- und Mittelrhein. Die Güter-Rheinschiff-fahrt erlebt ebenfalls ihre erste Blüte. Theodor Müncker erkennt auch dieses Zeichen der Zeit, bewirbt sich erfolgreich um eine Agentur und wird Partner der angesehenen Niederländischen Dampfschiff-Rhederei.
Er übernimmt mit seinen Pferdefuhrwerken die Verteilung der nun ankommenden Güter am Niederrhein. Anfang der 1880er Jahre entsteht eine weitere und ganz besondere „strategische Partnerschaft „: die mit Josef Kaiser, der 1880 in Viersen seine erste Lebensmittelfiliale und eine Kaffeerösterei gegründet hat. Die beiden weitsichtigen Kaufleute finden schnell Kontakt und Müncker bekommt den Auftrag, mit seinen Pferdefuhrwerken die von Rotterdam nach Uerdingen georderten Kaffee- und Kakaobohnen, Gewürze und Spezereien in Tagestouren nach Viersen zu transportieren. (Diese erste Transport-Partnerschaft sollte sich Jahrzehnte später auszahlen!). Basis dieser Geschäftsbeziehung ist der Fuhrmannseid aus dem Jahre 1691, zu dem sich der Firmeninhaber und seine Fuhrleute bekennen.
Theodor Müncker
Vor der Gartenwirtschaft Rheinlust
Er ist ein Vorläufer der heutigen Allgemeinen deutschen Spediteursbedingungen AdSP, einer Vereinbarung zwischen Verladern und Spediteuren für logistische Dienstleistungen.
Zu dieser Zeit wird der Lagerraum für das Unternehmen in zunehmendem Maße zu eng, denn er besteht nur aus einem Schuppen am Fuße der Rheinlust. Theodor Müncker hat nun das Glück des Tüchtigen: Als 1895 die Büttner’sche Uerdinger Silospeicher-Gesellschaft zum Verkauf steht, kann er dieses Spezialunternehmen – das sich vorzüglich in sein unternehmeri-sches Konzept fügt – käuflich erwerben.
Die zeitnahen Zukäufe der benachbarten Grundstücke der Gasanstalt, der Firma J.A. Alberdingk (die ihre Betriebe ins Uerdinger Bruch, resp. an den Südrand der Stadt verlegen) sowie von freiem Werftgelände, gestatten ihm nun eine großzügige Ausweitung des Umschlag- und Lagerbetriebes.
Die Geschäfte mit dem Umschlag von Gerste, Sojabohnen, Rohzucker usw. für die hier ansässigen Industriefirmen Holtz & Willemsen, Kathreiner, Uerdinger Rollgerste, Schwengers usw. verlaufen problemlos und gut.
Als vor 1914 August Büttner seinen Betrieb zur Parkstraße an den Stadtrand von Uerdingen verlegte, übernahm Müncker dessen gesamtes Gelände mit der Büttner-Villa und dem parkähnlichen Garten, was heute unter Denkmalschutz steht. Dr. Gustav Cremer verlegte seinen Wohnsitz in die Hohenbudberger Str. 18, das ehem. Wohnhaus von August Büttner. Er befand sich damit in der Nähe einiger anderer Industrieller aus Uerdingen auf der jetzigen Hohenbudberger Straße: So der Familien Holtz, Willemsen, ter Meer usw.
Inzwischen wurden die Pferdefuhrwerke durch die ersten Kohle/Dampf-Lastkraftwagen abgelöst, auch bei Müncker. Die Entwicklung der Firma Müncker wurde dann durch den 2. Weltkrieg nachhaltig gestört, ein Vorteil war, dass Müncker eine „Reichskraftwagen-Verteilungsstelle“ wurde und dadurch die eigenen LKW-Bestände schonen konnte.
Nach dem 2. Weltkrieg lagen bei Müncker Lagerhallen in Trümmern, allerdings nicht die Silo- und Umschlagseinrichtungen.
Es wurden neue Lagerhallen gebaut für den Umschlag und die Lagerung für die Uerdinger Industriefirmen. Viele Firmen haben sich allerdings in den 60er bis 70er Jahren aus Uerdingen zurückgezogen wie Pfeiffer & Langen, Franck & Kathreiner, Holtz & Willemsen und Rollgerste usw. und stellten ihren Betrieb ein.
Kurz nach dem Krieg entschied die neue Deutsche Bundesregierung, für einen erneuten Ernstfall wie Krieg oder Katastrophen, Nahrungsmittel-Reserven wie Getreide, getrocknete Erbsen, Bohnen, Linsen, Reis, Milchpulver, Fleischkonserven usw. für die Bevölkerung einzulagern. Aufgrund der neuen Läger in Uerdingen und der intakten Umschlagseinrichtungen wie Hafenkräne in Uerdingen und der Siloeinrichtungen bewarb sich Müncker – und war dabei!
Eine Vorbedingung für Ernstfall-Reserveläger war, dass diese nicht in der Nähe von Großstädten oder Industriezentren liegen sollten, weil diese ja im Kriegsfall bombardiert würden. Also mietete Müncker am ganzen Niederrhein stillgelegte Lagerhallen von z.B. Tuchfabriken zwischen Goch und Heinsberg an, um dort loses Getreide und Milchpulver, Erbsen, Linsen in Säcken, später auch Fleisch in Konservendosen einzulagern.
Das lose Getreide wurde in Uerdingen umgeschlagen und dann zu den Außenlägern transportiert und hier für einige Jahre eingelagert und dann zurück zum Umschlagsplatz in Uerdingen, um mit Binnenschiffen größtenteils zu den deutschen Seehäfen für den Export verschifft zu werden. Die Sackware und die Fleischkonserven wurden per LKW zu den Außenlägern verfrachtet, um dort für bis zu ca. 5 Jahren zu lagern, bevor die Ware ausgetauscht und vom Bund in den freien Markt veräußert wurde.
Zwischenbemerkung:
Müncker war zuerst als Fuhrunternehmen (begonnen mit Pferdefuhrwerken) mit Lastkraftwagen aktiv. Als die Aufträge immer mehr wurden, reichte unser LKW-Fuhrpark nicht mehr aus, wir setzten Subunternehmer ein und wurden dadurch zur Spedition mit Abfertigungsbefugnis. Später kam der Begriff „Logistiker“ dazu, wobei viele nicht so genau wussten, was dies mit Spedition zu tun hatte.
Ein logistisches Beispiel aus unseren Tätigkeiten.
Die Fleischwaren, die wir und andere Lagerhalter einlagerten, befanden sich in ungekennzeichneten Messingdosen, da Banderolen die jahrelange Lagerung nicht gut überstanden. Beim Verkauf durch den Bund an die großen Handelsfirmen wurden diese Banderolen mitgegeben, die den Inhalt angaben wie Schweinefleisch, Rindfleisch oder Schmalzfleisch, und mussten vom Käufer um die Dosen geklebt werden, damit der Kunde wusste, was drin war. Es waren also viele Verkäuferinnen in den Lebensmittelfilialen damit beschäftigt, diese Banderolen um die Dosen zu kleben.
Da trat die Fa. Kaisers-Kaffee-Geschäft (KKG) an uns heran, ob wir in unseren Lägern vor dem Transport zu den Zentrallägern schon die Banderolen drum kleben könnten. Das haben wir zunächst auch mit Manpower versucht, stellten aber schnell fest, dass dies bei Millionen Dosen unmöglich war. Daraufhin haben wir uns gebrauchte Etikettier-Maschinen und Kartonbefüll-Anlagen besorgt und nach einiger Zeit klappte das vorzüglich. Die Kosten betrugen pro Dose Pfennige und somit für den Verkaufspreis tragbar. Es sprach sich bei den großen Einzelhandelsketten schnell herum, dass wir die Konserven etikettieren konnten und bekamen viele Aufträge.
Außerdem war auf einmal der LKW-Transport durch uns von anderen Lägern bundesweit zu unserem Etikettierlager und nach der Etikettierung zu den Zentrallägern der Handelsketten kein Problem, denn die Transportkosten waren auf die Dose umgerechnet minimal. Das ganze Verfahren nannte sich Logistik: es wurden mehrere Tätigkeiten – auch unübliche für eine Spedition – zusammengeführt, der LKW-Transport ergab sich fast von selber.
(Leider wurden nach einigen Jahren die Dosen von den Herstellern vor dem Einlagern auf dem Deckel gekennzeichnet, so wie diese heute noch verkauft werden.)
In den 80er/90er Jahren gingen die Umschläge über die Müncker-Betriebe stetig zurück. Der kalte Krieg ging auch zu Ende. Das lose Getreide ging nur noch über die großen Getreidehändler, bzw. die Landwirte lagerten ihr Getreide in eigenen großen Lagerhallen, bis schließlich das Getreide usw. sofort in den freien Markt ging und nur noch kleinere Mengen als Notfallreserve in den Seehäfen kurzzeitig gelagert wurden. Wir konnten noch kleine Mengen an Raps für Ölbetriebe in Neuss umschlagen und einlagern, bis auch dieses nicht mehr möglich war: unsere Umschlagseinrichtungen waren zu alt und uneffektiv. Kurze Zeit konnten wir einige Räume noch an einen Grillkohlenabfüller vermieten, bis dieser insolvent wurde.
Inzwischen wurden auch unsere Getreideetagenläger und das Silo marode. Durch die jahrzehntelangen Erschütterungen infolge der Elevatoren, der Schnecken und der Redler und durch die äußeren Verwitterungen wurden die Gebäude baufällig. (Nur eine Bauabsicherung hätte lt. einem Gutachten der Fa. Rostek und Pesch über 1Mill. DM gekostet), sodass wir uns entschlossen haben, 2001 alle maroden Betriebsteile abreißen zu lassen.
Allerdings hatte schon der Denkmalschutz für Industriebauten seine Absicht bekundet, zwei der Gebäude unter Denkmalschutz stellen zu wollen. Aber wir hatten schon die Abrissgenehmigung und handelten. Bei einem Denkmalschutz hätten wir entweder die 1 Mill. DM investieren müssen zum Erhalt (die wir nicht hatten), oder die Gebäude großräumig absperren müssen, was aber dem Ende der Nutzung des gesamten Areals entsprochen hätte.
Als dann ca. zwei Jahre später der Denkmalschutz an uns herantrat, um die Müncker-Villa, Hohenbudberger Str. 18, in die Denkmalliste einzutragen, haben wir zugestimmt, denn die Villa mit dem angrenzenden Park ist ein einmaliges Ensemble, was unbedingt erhalten bleiben soll.
Damit war das Umschlagsgeschäft für lose Schüttgüter ex Binnenschiff usw. erledigt. Natürlich gab es weiterhin wie auch schon seit Jahrzehnten den Umschlag von Sack-, Stück- und sonstigen Gütern über die Hafenkräne in unseren Betrieb in die intakten Lagerhallen für viele Lagerkunden, z.B. lief über Müncker die Versorgung der NAAFI in Linn ab England mit der Rhine-Humber-Line. Auch Schwergut der Firmen Becker & van Hüllen, Siempelkamp, Peltzer & Ehlers, Büttner usw. mit bis zu 150 to Stückgewicht wurde im Hafen mit Kränen der Bundesbahn oder Mobilkränen, später mit dem „Big Rocky“ umgeschlagen. Später konnten wir viele Schwergutteile und Maschinenanlagen für Siempelkamp in ganz Europa spedieren, d.h., wir stellten die Transportreihenfolge per Tieflader, Binnenschiff oder Kümo, direkt oder über den Hafen Antwerpen, zusammen und waren für die termingerechte und sichere Auslieferung auf die Baustelle der Käufer verantwortlich.
Im Jahre 2000 bekam der Krefelder Hafen endlich eine Containerbrücke. Wir wurden zusammen mit der Bönders-Spedition Teilhaber der Betreibergesellschaft KIT Krefeld Intermodal Terminal. Allerdings ging dies nicht lange gut, da aufgrund der Unzuverlässigkeit der alten Brücke – der Hafen Krefeld konnte keine Mittel für größere Sanierungen bereitstellen – der Hauptgesellschafter, die Fa. CCS, sich verabschiedete. KIT wurde aufgelöst
Die bereits 1936 gegründete Tochterfirma Müncker & Co. Autotransport- GmbH in unserem Stammhaus in Uerdingen war für alle Uerdinger Industrie-Firmen (bis diese in Uerdingen nicht mehr existierten) im Fern- und Nahverkehr unterwegs, da wir hierzu die notwendigen Konzessionen hatten. Schwerpunktmäßig transportierten wir in die und aus den Großräumen Frankfurt, Mannheim, Heilbronn, Stuttgart, Karlsruhe, Hannover, Bremen, Hamburg, Berlin v.v.
Anfang der 70er Jahre übernahmen wir die gesamte Transportlogistik für einen großen Wein- und Spirituosen-Importeur (der auch den Weinkeller von KKG belieferte) in Köln.
Ein besonderes Ereignis für die Weinlogistik war immer der Transport des Beaujolais Primeur bzw. nouveau ab dem Beaujolais-Gebiet in Frankreich zwischen Lyon und Macon nach Deutschland. Lt. französischem Gesetz durfte der Neue Wein erst am Mittwoch 24.oo Uhr vor dem dritten Donnerstag im November über die Grenze transportiert werden, damit dieser erst frühestens am Donnerstag ausgeschenkt werden konnte. Da dieser Primeur auch in Deutschland ein Verkaufsschlager war, wollten alle Handelsketten die ersten sein, die den Primeur in den Läden hatten. Müncker war dabei. Wir hatten bis zu 20 LKW – incl. Subunternehmer – mit Primeur beladen, ein Disponent von uns kümmerte sich vor Ort um die Beladungen und Abfertigung, um 24.oo Uhr begann die (damalige) Grenzüberfahrt und die LKW, die dann zu allen deutschen Großstädten aufbrachen.
Eine Anekdote:
Einer unserer Fahrer war jahrelang bei der französischen Fremdenlegion gewesen. Er hat viele Kämpfe mitmachen müssen, wurde mehrmals schwer verwundet, befördert und mit vielen Orden und Ehrenzeichen dann entlassen und kam nach Müncker. Für unseren Frankreichverkehr war er fast unentbehrlich, da er fließend französisch sprach. Er wurde natürlich auch bei der Disposition der Primeur-Transporte eingesetzt. Es war immer wichtig, dass der Müncker-Tross einer der ersten war, der die Grenze passierte. Unser Fahrer ging auch zum Zoll, ließ völlig „unauffällig“ im Gespräch seine Geschichte durchblicken, musste dann seine Orden usw. zeigen, die er natürlich völlig „zufällig“ dabeihatte. Der Erfolg war, dass der Müncker-Tross der erste war und dieser Fahrer natürlich der 1. LKW. Viele Zöllner sollen mehrmals bei der Vorbeifahrt seines LKW „stramm gestanden haben“!
Transporte wurden auch europaweit – Österreich, Italien, Schweiz, Frankreich, Benelux usw. – abgewickelt. Hinzu kam Anfang der 90er Jahre eine Pflanzenlogistik, die europaweit mit gekühlten bzw. beheizten Aufliegern durchgeführt wurde.
Bereits 1954 wurde die Fa. Theodor Müncker Kom.-Ges. von KKG zu deren Hausspediteur berufen. Wir gründeten an den Standorten deren Zentralläger in Viersen und Heilbronn (nicht Berlin) Filialen. Von diesen Zentrallägern aus belieferten wir alle KKG-Filialen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Ab Viersen auch die KKG Filialen in Schleswig-Holstein, Großraum Hannover und Großraum Bremen. Für diese Touren wurden alle Kolli von den Fahrern im LKW-Laderaum gestapelt, an den Filialen auch per Hand wieder entladen, meistens mit Rollbändern durch Kellerfenster in den Lagerkeller, wo die Verkäuferinnen die Kolli wieder einlagerten. Unsere LKW mussten mit 2 Fahrern besetzt sein und waren tagelang unterwegs, ein LKW schaffte maximal 2 Ferntouren je 6-Tage-Woche. (Anekdote: 3 Fernfahrer von uns haben Kaisers-Verkäuferinnen geheiratet!).
Auch haben wir in Hamburg eine Importfiliale gegründet, da inzwischen alle Waren aus Übersee für die KKG Zentralläger in Viersen und Heilbronn in Hamburg ankamen. Die Waren mussten verzollt und dann in die Zentralläger transportiert werden. Auch der Rohkaffee für die Kaiser’s Kaffeerösterei in Viersen kam über Hamburg, unsere Fahrer mussten an den bekannten Hafenspeichern die Säcke, die in Schlaufen herunterkamen, auf den LKW stapeln, das war keine leichte Arbeit.
Im Jahre 1971 wurde es kurzzeitig hektisch: die Fa. KKG – einer unserer größten Stammkunden – wurde verkauft an den Tengelmann-Konzern!
Die Eigenständigkeit von KKG blieb gottseidank erhalten, da die „Tengelmänner“ mit den „Kaiserlichen“ nicht so gut zurechtkamen. Daher konnten wir auch weiterhin die KKG-Filialen beliefern, Norddeutschland jedoch ab Hannover vom Tengelmann-Zentrallager aus.
1972 gründete Tengelmann-Kaisers den Discounter PLUS. Wiederum hatten wir Glück – die „Tengelmänner“ und „Kaiserlichen“ hatten es als geborene bessere Supermarktleute nicht so mit einem Discounter: uns wurde bis 1980 fast die gesamte Transportlogistik in Deutschland (außer ab Berlin und München) von den neuen Zentrallägern in die Verkaufsstellen übertragen.
Jetzt hieß es wieder die Ärmel aufrollen (inzwischen als Theod. Müncker Kom.Ges. GmbH & Co.): Viele neue LKW anschaffen für den Stadtverkehr mit Ladebordwand, Kühl-LKW und mit Handhubwagen bzw. Elektrohubwagen ausgerüstet, damit wir die Ware auf Paletten in den Laden bringen konnten. Bei jedem neuen Zentrallager für Plus mussten wir eine Abfertigungs-Filiale errichten: Stelle b. Maschen, Nieder-Olm bei Mainz, Hannover, Ludwigsburg, Oyten b. Bremen, Köln usw. Das Geschäft brummte!
Viele KKG-Filialen wurden umgerüstet auf PLUS, sodass unsere Transporte zu KKG-Filialen immer weniger wurden und irgendwann aufhörten, da der eigene KKG-Fuhrpark die Transporte alleine schaffte.
Als wir meinten, mehr geht nicht mehr für eine mittelständische Spedition, kam die Wiedervereinigung! Und wieder ging es los. In den ersten Tagen fuhren wir mit voll-beladenen LKW mit allen Waren, bevorzugt Südfrüchte, ab Hannover und Stelle in die ostdeutschen Städte hinter der ehemaligen Grenze und wurden die LKW mithilfe eines Plus-Mannes mit mobiler Kasse auf den Marktplätzen innerhalb von Stunden leergekauft. Dann übernahm der Tengelmann-Kaisers-Konzern mehrere HO-Regionalbetriebe, zuerst in Schwerin, dann in Dresden usw. Wir wurden mit den Transporten, vorerst von den Zentrallägern in Hannover und Stelle, zu den alten HO-Läden, jetzt PLUS, beauftragt.
(Anekdote: Wir hatten natürlich nicht genug LKW. Bei unserem Hauslieferanten Daimler-Benz wurden wir in Stich gelassen: sie könnten nicht liefern. VOLVO aber konnte, über Re-Importe aus ganz Europa hatten wir innerhalb von ca. 3 Wochen bis zu 12 LKW.)
Nach einiger Zeit hatte PLUS auch im Osten Zentralläger, ehem. NVA Läger z.B. in Bücknitz vor Berlin oder Schwepnitz vor Dresden. Neu gebaut wurde dann ein riesiges Zentrallager in Ottendorf-Okrilla bei Dresden. Auch schon mit dem Gedanken, von hier Osteuropa z.B. Polen in Zukunft zu beliefern. Wir gründeten Zweigstellen 1990 in Schwerin und 1992 in Ottendorf, zusammen mit einem ostdeutschen Partner.
Zu dieser Zeit – im Zenit der Firmengeschichte – hatten wir zusammen mit unseren Tochterfirmen Müncker Spedtion GmbH und Müncker Spedition Nord GmbH über 90 LKW im Einsatz – hinzu kam noch einmal die gleiche Anzahl an Subunternehmer-Fahrzeugen – und über 200 Mitarbeiter und waren in ganz Europa unterwegs.
Mitte der 90er Jahre stand die Speditionsfirma Johs. Stelten GmbH im Krefelder Hafen zum Verkauf. Die Geschäftsführung und die Gesellschafter von Müncker entschieden, diese komplett zu kaufen. Die Fa. Stelten passte gut zu Müncker durch ihre großen Lagerflächen usw. (Der Großkunde von Stelten – die Fa. Cerestar – wollte jedoch nicht, dass Stelten in Müncker umgetauft wurde, so blieb also der Name Stelten bestehen). Die Inhaber waren nun Dr. Carl-Gustav und Dr. Claus Cremer und Frau Eva-Lilly Menez über die Holding Müncker Logistik-Verwaltungs GmbH.
Anfang 2000 brachen für die alte Fa. Müncker harte Zeiten an. Die Fa. PLUS hatte sich beim Aufschwung Ost verkalkuliert, der Umsatz und die Gewinne brachen ein. Wir verkauften unseren Anteil an der Fa. Müncker Spedition Nord, Schwerin, an unseren ostdeutschen Gesellschafter, der dann mit weniger Verwaltungskosten auch klarkam. Unser Gesellschafter in der Fa. Müncker Spedition GmbH, Stelle, schied aus Altersgründen aus. Wir übernahmen dessen Anteil und vereinigten die Autotransportges. Müncker & Co. GmbH mit der Müncker Spedition GmbH mit dann nur noch 2 Standorten in Krefeld-Uerdingen und in Verden/Aller für unsere LKW-Verkehre. Aber auch unsere Kunden für den internationalen LKW-Verkehr usw. ab Krefeld verabschiedeten sich mit der Zeit. Die Fa. PLUS wurde an Edeka verkauft und alle Filialen wurden auf NETTO umgerüstet. Unsere alten Verbindungen zu PLUS existierten nicht mehr, die Frachterlöse rutschten in den Keller, so dass die Fa. Müncker Spedition GmbH insolvent und aufgelöst wurde.
Die Gesellschafter entschieden dann, den Standort Uerdingen Hohenbudberger Str. aufzugeben und alle Speditionsgeschäfte über Stelten abzuwickeln. Die Mitarbeiter von der Hohenbudberger Str. wurden nach Stelten versetzt.
Damit existiert keine aktive Firma mehr mit Namen Müncker, aber die Tradition lebt bei Stelten fort.
Personalia:
Theodor Heinrich M. geb. 24.10. 1796, gründete im Jahre 1829 das Unternehmen und verstarb im Jahre1890.
Sein Sohn Heinrich Theodor geb. 1847, heiratete 1886 Caroline Cremer, geb. 1861, die
aus einer angesehenen Uerdinger Kaufmannsfamilie stammte. Heinrich Theodor Müncker verstarb im Jahre 1902, seine Frau Caroline 1940 in Freiburg/Schwarzwald.
Das Ehepaar hinterließ 3 Kinder:
Theodor Müncker, geb. 1887, der Theologie studierte und es bis zum Prälaten und anerkannten Professor an der Universität Freiburg brachte und 1960 verstarb.
Walther Müncker, geb. 1893, gefallen in Frankreich 1918 und Gustav Müncker, geb. 1889, der die Firma Theodor Müncker später übernahm.
In diesen Zeiten bewohnten die Familie Müncker das Haus Niederstr. 69, die Familie Cremer das Haus „Zu den 3 Schwänen“, heute Am Rheintor 6.
Bis 1982 bewohnte die Familie Gustav Cremer die Villa Müncke Hohenbudberger Str. 18, bevor sie in das Haus Am Wallgarten 13 umzogen, Gustav Müncker mit seiner Frau Paula die Villa Linner Str. 10 (deren Ehe blieb kinderlos).
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts übernahm die Familie Cremer die Hälfte der Anteile der Firma Müncker, wobei die Gebrüder Drs. Cremer Werner, der als Repräsentant der Firma BAYER AG. in Paris lebte und Gustav – von ihrem Anteil je die Hälfte erhieten.
Geschäftsführende Gesellschaftere waren Gustav Müncker, gest. 1963 und Dr. Gustav Cremer. gest. 1985. Die heutigen Inhaber der Holding Müncker Logistik Verwaltungs GmbH sind in der Erbfolge deren Kinder Dr. Carl Gustav Cremer, Köln, Dr. Claus Cremer, Lahr/Schwarzwald und Eva-Lilly Menez geb. Cremer, Paris., da lt. Gesellschaftsvertrag nach dem Tode von Wwe. Paula Müncker im Jahre 1995 deren 50%iger Anteil an die Cremer-Familien vererbt wurden.
Bildnachweis: Uerdinger Anzeiger v. 13.7.1870 und Archiv Uerdinger Heimatbund
Dieser Artikel wurde uns freundlicher Weise von unserem ehemaligen Geschäftsführer Herrn Werner Näser zur Verfügung gestellt.